Restaurant Charmant in Stellingen

Am Sonnabend waren wir im Restaurant Charmant, das uns leider nur mäßig begeistern konnte.
Wir hatten das Angebot von „Hamburg kulinarisch“ genutzt, um das Restaurant einmal kennenzulernen. Als wir um kurz nach sieben eintrafen, war es fast voll besetzt, es war also gut, dass wir reserviert hatten.
Nachdem unser Tisch eingedeckt worden war (nicht ganz frisch, auf meiner Seite der Tischdecke prangte ein Fleck), nahmen wir Platz und erhielten zwanzig Minuten später einen Gruß aus der Küche, ein Hackbällchen in einer (sehr zahmen) Chorizo-Sauce, wie wir auf Nachfrage erfuhren. Das Brioche-Brot vorab schmeckte sehr gut mit der gesalzenen Butter, und auch der Chardonnay hat uns gefallen.

Als erster Gang wurden uns gebackene Wachtelkeulen mit Avocado-Tatar und Lachs-Sashimi serviert, der Teller aus vermutlich dekorativen Gründen mit einer salzigen Art Sojasauce und einer leicht scharfen Art Mayonnaise versehen. Wo der Lachs nichts von den Saucen abbekommen hatte, schmeckte er leider nach gar nichts, Avocado und Wachtel waren gut.

Nach über einer halben Stunde Wartezeit kam der zweite Gang, bei dem man zwischen Fisch und Fleisch wählen konnte, wir probierten also jeweils eine Variante. Die Fischvariante (wurde mir neben mein gefülltes Rotweinglas gestellt nach der Suggestivfrage „Der Fisch ist bestimmt für Sie?“) war eine sehr leckere Saltimbocca vom Steinbeißerfilet mit Parmaschinken, Salbei, Belugalinsen, guten Parmesankartoffeln (der Parmesan nur homöopathisch vorhanden, aber auch nicht wichtig für uns) und einem Schaum aus Flusskrebsschwänzen. Die Portion war üppig und hat alles in allem wirklich gut gemundet.

Die Fleischvariante (logischerweise neben das Weißweinglas platziert, wobei der Vermentino uns als spanischer Wein vorgestellt wurde) bestand aus einem eingeschnittenen Stück Rinderrücken (die angekündigten „Tranchen vom Rinderrücken“ bekamen wir nicht) mit einer kleinen Jacobsmuschel, Trüffelhollandaise, Kartoffelecken und einer gratinierten Crespelle mit grünem Spargel. Das Fleisch war herzlich wenig gewürzt, die Sauce dazu gut und die Hollandaise zum Glück nur sparsam mit Trüffelöl versehen und schmeckte ganz gut, ebenso wie die Jacobsmuschel und auch hier die Kartoffeln.

Nach diesem Gang warteten wir wieder eine halbe Stunde, bis der Nachtisch gebracht wurde, „Crêpe-Schnecken“ mit gemischten Beeren und einem Ricotta-Parfait. Wir sind keine Nachtischesser und bestellen ihn meist ab, aber dieser war ganz gut, bis auf die unreifen Erdbeeren, die wohl eher der Deko dienten, und diese Kultur-„Heidelbeeren“. Der dazugehörige Süßwein kam in einem Grappaglas und hat uns nicht so begeistert.
Als „Absacker“ gab es für alle Gäste einen flambierten Sambuca mit Kaffeebohnen aufs Haus.

Das Menü hat mit der großzügig ausgeschenkten Weinbegleitung 44,50 Euro gekostet, ohne wären es 35,00 Euro gewesen. Preislich fanden wir es angemessen, aber so richtig gefallen hat es uns leider nicht, das Menü klang besser, als es war. 
Der Fairness halber müssen wir sagen, dass die Gäste, die an den beiden Tischen neben uns gesessen und gegessen hatten, sich mit einem sehr großen Lob für die Küche verabschiedet hatten.

Ein bisschen irritiert hat uns den Abend über, dass die Teller einfach nur vor uns hingestellt wurden, wir kennen es sonst so, dass noch einmal gesagt wird, was serviert wird. Egal.

Auch die Atmosphäre fanden wir nicht so schön, man war zwar nicht unfreundlich, aber doch distanziert, und ein bisschen Deko auf dem Tisch (abgesehen vom Kerzenleuchter) wäre in einem Restaurant mit dem charmanten Namen auch nett gewesen, auch wenn das für das Essen keine Rolle spielt. Aber es wäre während der Wartezeiten zwischen den Gängen zumindest etwas fürs Auge gewesen :-).

Denn: die Wartezeiten fanden wir viel zu lang, drei Gänge (plus Gruß aus der Küche) haben zweieinhalb Stunden in Anspruch genommen. Auf die Rechnung warteten wir auch noch einmal eine Viertelstunde, obwohl um kurz vor zehn nicht mehr viel los war im Restaurant. Wir gingen schließlich zum Zahlen an die Bar.

Der Abschied wirkte auf uns ähnlich lustlos, wie wir es während des ganzen etwas zähen Abends empfunden hatten, uns wurden die Jacken gegeben und danach der Rücken zugedreht, um mit anderen Gästen zu sprechen. Unser „Tschüß“ schien überraschend zu kommen, wurde aber erwidert. Für uns bleibt es leider auch beim Tschüß, ein „Auf Wiedersehen“ wird es nicht.

Restaurant Charmant
Basselweg 102 · 22527 Hamburg
Tel. 040 5400 7071
www.restaurant-charmant.de

Geöffnet
Dienstag bis Sonntag 17.00-23.00 Uhr
Sonntags auch 12.00-15.00 Uhr